Lesetipp 3: KZ-Gedenkverein Guntramsdorf: NS-Zeit niemals vergessen

Unter Mitwirkung des KZ-Gedenkvereins sind aktuelle Berichte in den Niederösterreichischen Nachrichten erschienen. Danke für die wichtige Berichterstattung!

KZ-Gedenkverein Guntramsdorf: NS-Zeit niemals vergessenJürgen Gangoly, Obmann des KZ-Gedenkvereins in Guntramsdorf arbeitet mit jungen Menschen die NS-Zeit auf. 

Von Andrea Rogy.  Erschienen am 23. Juni 2021 (05:29) in der NÖN

Jürgen Gangoly spricht mit Jugendlichen über Kriegsverbrechen im Bezirk. 
  (Skills) 

NÖN : Wieso engagieren Sie sich für die Aufarbeitung der NS-Geschichte am Areal an der Industriestraße, wo in der Nazizeit ein riesiges Werk für Flugzeugmotoren angesiedelt war?

Jürgen Gangoly: Das war nicht irgendein Werk, es war die größte Einzel-Investition des deutschen Reiches, die größte Fabriksanlage, die die Nazis jemals gebaut haben. Ich bin hier aufgewachsen und mit dem Areal von Kindheitstagen an verbunden. In meiner Jugendzeit waren noch alle Ruinen des Motorenwerkes sichtbar – es war ein Abenteuerspielplatz für Kinder und Jugendliche.

Warum wurde das Werk gerade in Wiener Neudorf / Guntramsdorf errichtet?

Der Süden von Wien wurde von den Nazis zunächst für bombensicheres Gebiet gehalten, sie wussten noch nicht, dass die Amerikaner auch Langstreckenbomber hatten. Da, wo sich heute das Industriegebiet NÖ Süd erstreckt, wurden zahlreiche Rüstungsbetriebe aufgezogen. Aus dem riesigen Werk hier sollte die neueste Motorentechnologie kommen.

Gleich neben dem Werk, rechts und links entlang der heutigen Industriestraße, waren Zwangsarbeiter untergebracht?

Ja, es wurden 18.000 Zwangsarbeiter herbeigeschafft – eine große Zahl, Guntramsdorf und Wiener Neudorf hatten damals jeweils nur rund 2.000 Einwohner. Ein Drittel des Areals war zu einem Konzentrationslager ausgebaut. Die Arbeiter wurden ausgebeutet, bis sie nicht mehr arbeiten konnten. Dann wurden sie nach Mauthausen gebracht. Von 1943-45 waren im Lager rund 5.000 KZ-Häftlinge untergebracht.

Welche Ziele hat der Verein?

Es geht uns um Pflege und Erhaltung der Gedenkstätten für Überlebende und deren Nachfahren – ein würdiges Gedenken. Es kommen jedes Jahr Delegationen zu den historischen Schauplätzen. Bis vor zwei Jahren waren auch noch Überlebende des KZ dabei. Nun kommen deren Familienmitglieder, Nachfahren und Freunde. Auch Nachfahren der Täter der SS kommen hierher und arbeiten ihre Familiengeschichten auf.

Sie bieten Führungen für Schulklassen und andere Interessierte an?

Der zweite zentrale Teil unserer Tätigkeit ist Bildungsarbeit. Unter dem Motto „Niemals vergessen und aus der Geschichte lernen“ betrachten wir die Orte zeitgeschichtlich. In unseren Führungen wollen wir herausarbeiten, was wir aus den schrecklichen Geschehnissen für die Zukunft lernen können – damit Vergleichbares nie wieder passieren kann. (noen.at)

Quelle: noen.at

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